Lesen Sie hier von Überlegungen, wenn Onlinehändler Fulfillment-by-Amazon in Anspruch nehmen möchten. Vergleichen Sie Logistikkosten für ausgewählte Sortimente zwischen Fulfillment-by-Amazon und alternativen Fulfillment-Dienstleistern.
Preferred carrier – Auf die richtigen Spediteure setzen
Wen man als Versender palettenweise die Ware zu Amazon schickt, dann sollte man (oder muss man) mit einem preferred carrier zusammenarbeiten, der die Amazon-Fulfillment-Zentren auch bedienen darf. Amazon vergibt sogenannte time-slots (Zeitfenster) für die Anlieferung der Waren. Es hat sich herausgestellt, dass mancher preferred carrier bessere time-slots erhält als ein anderer. Wobei dies sicher immer regional verschieden sein wird. In Deutschland gelten u.a. Dachser, DHL Freight, Kühne&Nagel, und die Rhenus als preferred carrier, wobei nach Teilladungen und Komplettladungen noch zu unterscheiden ist.
Kostenvergleich (Indikationen)
In der Übersicht findet sich ein Kostenvergleich zwischen Amazon und Durchschnittswerten von deutschen Fulfillment-Dienstleistern. Die aufgeführten Werte dienen als Orientierung. Ich empfehle, vor einer Entscheidung [Make or Buy (Amazon oder Alternative Fulfillment-Dienstleister)], das komplette Versandvolumen auszuschreiben
Vorteile Fulfillment-Dienstleister: Artikel mit mittleren bis großen Volumen (noch paketfähig); tendenziell Sortiment mit höheren Bestand; Aufträge ab 2 Bestellpositionen.
Vorteile Fulfillment-by-Amazon: kleinvolumige Artikel mit mittleren Warenwert (20 € bis 50 €); Aufträge mit einer Bestellposition.
Prime als Turbo – Zugriff auf same day delivery
Der skizzierte Kostenrahmen zeigt, dass es preisliche Alternativen gibt, seine Logistik extern abzuwickeln. Aber das ist nur die eine Seite der Medaille. Händler berichten, dass sie gern höhere Logistikkosten und Verkaufsgebühren in Kauf nehmen, wenn der Artikel den Prime-Status erhält und die Verkäufe gepusht werden. So viele Verkäufe lassen sich über andere Kanäle (Google, eigener shop) in kurzer Zeit erst gar nicht realisieren, heißt es. Sicher muss auch hier wieder unterschieden werden, zwischen Händlern, die neu mit Amazon starten und jenen Händlern, die schon länger mit Amazon zusammenarbeiten.
Internationalisierung der Logistik
Wen man mit seinem Onlinehandel international expandieren will, dass ist Amazon eine hervorragende Adresse. Denn das, was in Deutschland funktioniert, wird auch in anderen Ländern funktionieren. Mir ist kein Fulfillment-Dienstleister in Deutschland bekannt, mit dem man derart schnell, Vertrieb, Versand und Logistik innerhalb eines anderen Landes ausrollen kann, ohne sofort wieder Systeme und Schnittstellen anfassen zu müssen. Darüber hinaus partizipiert man als Händler von einem europaweit etablierten Versandsystem.
Vorbereitung der Sendungen
Warenstücke und Ladeeinheiten müssen entsprechend der Amazon Lieferbedingungen gekennzeichnet sein. Pro Palettenlieferung sind 2 ASN-Label zu erstellen und anzubringen sowie ein Versandetikett für die Speditionslieferung. Darüber hinaus sind auch die Höhen der Anlieferpaletten (1,60 m inklusive Palettenhöhe) sowie die Art der Sicherung vorgegeben (Folierung der Paletten). Werden Vorgaben nicht eingehalten, kann es zu empfindlichen Strafen kommen, die bis zu 50 € je Palette betragen können.
Zusammenarbeit mit Amazon
Man sollte sich keine Illusion machen, die Zusammenarbeit mit Amazon ist nicht einfach. Es gibt immer wieder bürokratische Hürden, die das Tagesgeschäft beeinflussen. Ab einer gewissen Auftragsgröße wird man nicht umhin kommen, 1 Mitarbeiter komplett für Amazon abzustellen. Bei entsprechenden Wachstum wird es dann schon mehr. Ich kenne Händler, die beschäftigen 3 Mitarbeiter, die sich allein mit der Amazon-Welt beschäftigen (bei > 100.000 Bestellungen pro Jahr).
Als ich mich vor 5 Jahren mit Fulfillment-by-Amazon auseinandersetzte, da waren persönliche Ansprechpartner noch eine Seltenheit. Inzwischen gibt es sogar Sortimentsverantwortliche auf Seiten des Versandhandelsriesen. Man muss halt nur attraktiv genug sein (als Händler). Dann kriegt man auch einen „Ansprechpartner Sortiment“.
Fazit
Fulfillment-by-Amazon kann für Händler durchaus attraktiv sein. Es ist wie immer im Logistik-Leben, eine pauschale Empfehlung pro Amazon oder pro Fulfillment-Dienstleister kann man nicht aussprechen, da die o.g. Kriterien zu berücksichtigen sind.
Der große Vorteil ist vielleicht auch ein Nachteil, je nach dem, durch welche Brille man schaut: Wenn Händler ihre Aufträge von Amazon abwickeln lassen, dann sind sie ein ganzes Stück weit abhängig von der Amazon-Welt. Dafür wird aber eine nahezu optimierten Waren- und Informationsfluss geboten. Die Prozesse sind schon viel weiter entwickelt, als bei vielen Wettbewerbern. Auch hier ist Amazon Vorreiter.
Vor der Entscheidung, wem ein Händler seine Logistik übertragen möchte, sollten vertriebliche Dinge des Verkaufs bedacht werden wie Reichweite, Zielgruppe, Deckungsbeitrag, Sortiment (Wert, Volumen, Gewicht).
Demzufolge ist meine Empfehlung, mehrere Logistik-Angebote von verschiedenen Dienstleistern einzuholen. Erst dann werden Stärken und Schwächen einzelner Anbieter und Systeme ins entsprechende Licht gerückt.
Weitere Infos zum Thema:
Die Fulfillment-by-Amazon Preise im Wandel der Zeit (2010 bis 2014)